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Forum für Analytische Psychologie und Lebenskultur
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Genaue Bezeichnung:

Jung Journal 53:
Forum für Analytische Psychologie und Lebenskultur (Broschiert) von
Prof. Dr. Lutz Müller (Herausgeber)
ISBN-13: 978-3-95612-056-5  , Ladenverkaufspreis € 14,--



Heft Nr. 53 • April 2025 • SCHWERPUNKT: Bewusstsein und Individuation

Heft 51
Heft 52 xs
 
Inhalt (Auszug):
Lutz Müller: Bewusstseinsevolution und Individuation 
Anselm Grün: Bewusstsein und Meditation
Brigitte Dorst: Das ökologische Selbst
Bernd Gramich: Bewusstseinsentwicklung und Körper?
Bernd Leibig: Individuation braucht Resonanz – Bilder des Selbst und der Welt
Andreas Kloiber: Wird der Mensch am Du zum Ich? | Vom „Reden über“ zum reflektierenden Erleben
Ulrich Gundermann: Sandspiel – Aktivierung der Selbstheilungskräft durch Beziehung und Ausdruck
Dorothea Janzen-Pöhlmann: Das verlorengehende Selbst
Alfred Messmann: „Faust III“ – Goethes Epochenwerk als Schüssel zum Verstehen unserer Zeit
Matthias Gabriel: Angst machen und Wut schüren | Über die Triebkräfte von Vorurteilen und rechter Ideologie
Margarete Leibig: Stille – Einstimmung in den Tag
FÜR SIE GESEHEN
Dieter Volk: „Das Salz der Erde” – Eine Reise mit Sebastiao Salgado | Ein Film von Wim Wenders und Juliano Ribeiro Salgado (2014)

FÜR SIE GELESEN
Georg Fischmann: „Die Wurzeln des jüdischen Bewusstseins“ | Erstveröffentlichung eines frühen Werkes von Erich Neumann
 
Liebe Leserinnen und Leser,

vor einiger Zeit stellte der Bewusstseinsphilosoph Thomas Metzinger die Frage nach einer notwendigen Bewusstseinskultur. Angesichts der vielen Krisen, die ein düsteres Bild der menschlichen Zukunft zeichnen, müssten wir uns überlegen, in welcher Art von Bewusstheit wir in Zukunft eigentlich leben wollen.

Eine solche Frage beschäftigt die Religionen, die Philosophen seit tausenden von Jahren, die Psychologen mindestens seit 150 Jahren. Was heißt es, ein gutes, sinnerfülltes und bewusstes Leben zu führen?

Theoretisch sind die Antworten seit Langem gefunden worden, gut und sinnvoll wäre ein Leben in Weisheit, Wahrhaftigkeit und Erkenntnis, Mitgefühl, Liebe, Dankbarkeit, Gelassenheit, Mäßigkeit, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit, Toleranz, Freiheit, Mut, Verantwortung, Schönheit, Kreativität ...

Warum aber können wir diese Werte nicht umsetzen? Ganz klar: Der Teufel ist schuld daran! Solche naiven Sündenbock-Projektionen sind für viele Menschen heute zum Glück nicht mehr überzeugend. Manche spüren schon, dass es mit uns selbst und etwas ganz Schwierigem in uns zu tun hat. Es sind unsere Unbewusstheit, Trägheit, Gleichgültigkeit, Selbstsucht, Machtstreben, Gier, Triebhaftigkeit, Neid, Hass ...

Aber, selbst wenn wir diese Schattenseiten einigermaßen als eigene erkannt haben, ist es trotzdem sehr schwer, daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen und vor allem die „edlen, hilfreichen und guten“ (Goethe) Werte zu pflegen. Unser Schatten will kräftig mitleben.

Neben unserer Veränderungsträgheit und den vielen tiefsitzenden evolutionären Prägungen, die dem nackten Überleben in einer oft sehr feindseligen Umwelt dienten, gibt es heute zusätzlich auch die einfachen Tatsachen der Überforderung und der Unmöglichkeit. Je mehr wir wissen, je bewusster wir Zusammenhänge erkennen, je globaler und komplexer die Welt wird, desto mehr steigt unsere Hilflosigkeit. Alles ist zu viel, zu groß, zu störanfällig, zu aussichtslos. Zweifel lähmen uns, wir ziehen uns in Ablenkungen resignativ zurück.

Jung war auch sehr skeptisch in Bezug auf eine allzugroße Fähigkeit zur raschen Veränderung der Menschen:
 
Niemand nämlich entwickelt seine Persönlichkeit, weil ihm jemand gesagt hat, es wäre nützlich oder ratsam, es zu tun. Die Natur hat sich durch wohlmeinende Ratschläge noch nie imponieren lassen. Nur kausal wirkender Zwang bewegt die Natur, auch die menschliche. Ohne Not verändert sich nichts, am wenigsten die menschliche Persönlichkeit. Sie ist ungeheuer konservativ, um nicht zu sagen inert (träge, unbeweglich). Nur schärfste Not vermag sie aufzujagen. So gehorcht auch die Entwicklung der Persönlichkeit keinem Wunsch, keinem Befehl und keiner Einsicht, sondern nur der Not; sie bedarf des motivierenden Zwanges innerer oder äußerer Schicksale.
 
So bleibt uns also nur das Warten auf die Katastrophe, die äußerste Not, die uns aus unserer Unbewusstheit in die verantwortungsvolle Bewusstheit treibt?

Kleiner Hoffnungsschimmer: Einige Leute sagen, sie würden deutliche Zeichen des Erwachens einer größeren Verantwortlichkeit für Erde und Zukunft überall in der Welt wahrnehmen, (siehe zunehmende Demonstrationen). Und vielleicht könnten wir auch irgendwann bereit sein, um uns mit Begeisterung und Freude in dieses unfassbare Abenteuer zu stürzen, ein bewusst gewordener Mensch auf diesem Planeten zu sein?
 
Das wünschen wir Ihnen und uns,

Ihre Anette und Lutz Müller
für das Redaktionsteam
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