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Heft 47: Was soll das bedeuten?

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Heft Nr. 47 • April2022 • SCHWERPUNKT: WAS SOLL DAS BEDEUTEN?

Heft 46
Heft 46 xs
 
Inhalt (Auszug):

Lutz Müller: Die Wiederverzauberung der Welt – Mit Symbolen schöpferisch leben
Erich Fromm: Der Traum ist die Sprache des universalen Menschen
Brigitte Dorst: Die Kunst der Traumdeutung
Christian Roesler im Gespräch: Traumdeutung und empirische Traumforschung
Gerhard Roth: Träum’ ich oder wach’ ich? Der neurobiologische Konstruktivismus
Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun: „Die Kunst des Miteinander-Redens“ –
Über die Bedeutung des Dialogs in Gesellschaft und Politik

Elisabeth Schörry-Volk: Mentalisieren – dem Inneren eine Bedeutung beimessen
Anke Seitz: Die Kunst des Verstehens in der Sandspieltherapie
Gidon Horowitz: Was Märchen bedeuten können
Renate Daniel: Leib und Seele: Konzepte und ihre Bedeutung
Ernst Peter Fischer: Hinter dem Horizont. Über die Geschichte der Weltbilder
Karl-Josef Kuschel: Religiöse Sprache ist Symbolsprache! Zum Symbol „Abraham“
Matthias Gabriel: Kunst – zwischen Deuten und Erleben
Wilhelm Otto Deutsch: Licht in der Gruft – Über die spirituelle Bedeutung von Musik
Irene Berkenbusch-Erbe: Der magische Zirkel von Deutung und Bedeutung in Kafkas
Romanfragment Der Prozess

 
FÜR SIE GESEHEN
Dieter Volk: Cinema Paradiso – das Kino, ein Ort voller Magie
 
GLOSSE
Jürgen Lieser: Macht Blödsinn Sinn?
 
Editorial:
 
Liebe Leserinnen und Leser,
 
seit Anbeginn der Zeiten, als der Mensch sich seiner Situation hier auf der Erde und in diesem Universum allmählich bewusst wurde, fing er an zu fragen: „Was bedeutet das hier? Welchen Sinn hat das? Wer hat die Welt, die Pflanzen, Tiere und Menschen gemacht? Gibt es unbekannte jenseitige Mächte, Dämonen und Götter, die mein Leben beeinflussen? Wie kann ich sie günstig stimmen? Wie kann ich am besten leben und überleben? Wie kann ich gut mit den anderen Menschen und der Natur zusammenleben? Wie geht es nach dem Tod weiter?
 
Die Antworten, die kreative Menschen auf diese Fragen fanden, wurden in Mythologien, Religionen, Philosophien, in Kunst und wissenschaftlichen Modellen gefasst. Diese schwankten zwischen einem trost- und hoffnungslosen Nihilismus und Pessimismus und einem ewig-glückseligen, erleuchteten paradiesischen Endzustand, den die Menschen erreichen könnten.
 
Aber immer gab es Elend, Leid und Krieg darüber, wer wohl im Besitz der wirklichen Wahrheit und des richtigen Welt- und Menschenbildes war. Eine stimmige Deutung der existenziellen Situation des Menschen zu besitzen, scheint so elementar wichtig zu sein, dass Menschen sogar bereit sind, dafür zu töten und zu sterben.
 
Und dann erschienen, durch die Philosophie Kants, Schopenhauers und Nietzsches vorbereitet, die moderne Tiefenpsychologie und die Neurowissenschaften, die behaupteten, diese Fragen seien in gewisser Hinsicht „sinnlos“ oder aussichtslos, weil wir die Welt und uns selbst gar nicht so erkennen könnten, wie sie vom „Wesen“ her „wirklich“ sind. In unsere Wahrnehmung, unser Denken und Fühlen spielten höchst komplexe, unanschauliche, selbstregulative, überwiegend unbewusste Vorgänge hinein, die unsere Verstehensmöglichkeiten weit überstiegen.
 
Hinzukomme, dass diese psychoneurologischen Vorgänge, die durch Millionen Jahre lange evolutionäre Anpassungen entstanden seien, nicht primär auf einen „objektiven“ Erkenntnisgewinn, sondern auf das Überleben hin optimiert seien. Zum Überleben brauche es neben einer guten „Realitätswahrnehmung“ auch eine Vielzahl von Abwehr- und Bewältigungsmechanismen, Täuschungen und Illusionen, damit wir uns rasch orientieren können, unsere Ängste beruhigen und mit Hoffnung, Optimismus und Lust in die Zukunft schauen können.
 
So ist es nur verständlich, dass Wissenschaftler, Philosophen und Psychologen letztlich zur Erkenntnis kommen, dass sie an Grenzen stoßen, die sich nicht überschreiten lassen. Auch C. G. Jung zog am Ende seines Lebens eine recht vorsichtige und demütige Bilanz:
 
Ich kann mir kein endgültiges Urteil bilden, weil das Phänomen Leben und das Phänomen Mensch zu groß sind. Je älter ich wurde, desto weniger verstand oder erkannte oder wußte ich mich. Ich bin über mich erstaunt, enttäuscht, erfreut. Ich bin betrübt, niedergeschlagen, enthusiastisch. Ich bin das alles auch und kann die Summe nicht ziehen. Ich bin außerstande, einen definitiven Wert oder Unwert festzustellen, ich habe kein Urteil über mich und mein Leben. In nichts bin ich ganz sicher. Ich habe keine definitive Überzeugung – eigentlich von nichts. Ich weiß nur, daß ich geboren wurde und existiere, und es ist mir, als ob ich getragen würde. Ich existiere auf der Grundlage von etwas, das ich nicht kenne. Trotz all der Unsicherheit fühle ich eine Solidität des Bestehenden und eine Kontinuität meines Soseins. [...] Und doch gibt es so viel, was mich erfüllt: die Pflanzen, die Tiere, die Wolken, Tag und Nacht und das Ewige in den Menschen. Je unsicherer ich über mich selber wurde, desto mehr wuchs ein Gefühl der Verwandtschaft mit allen Dingen.
Jung/Jaffé, 1962, Erinnerungen, Träume Gedanken, S. 360 f.
 
Auch wenn alles ein großes Geheimnis bleibt, und wir unsere Fragen nach der Bedeutung nicht mit Gewissheit beantworten können: Dieses Gefühl einer tiefen Verbundenheit und Verwandtschaft mit dem Leben, mit unserer Erde, ja sogar mit dem Universum kann sich entwickeln und vertiefen, wenn wir lernen, mit den großen Symbolen der Menschheit wie auch mit unseren eigenen Bildern, die aus unserer Seele aufsteigen, bewusster zu leben. Dazu möge dieses Heft beitragen.

Für das Redaktionsteam
 
Ihre Anette und Lutz Müller
 
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